Wenn alles gesagt, wenn alles Diskutieren und Palavern niemanden weiterbringt, dann schlägt die Stunde des Weisen, des Harlekins, des Clowns, des Narren, der lange Zeit zuvor die Dinge schon beim Namen nannte, die wirklich wichtig sind auf dieser Erde.
HDH, Hanns Dieter Hüsch zum Gedenken
Bedenkt, dass jetzt …
Bedenkt, dass jetzt um diese Zeit, der Mond die Stadt
erreicht.
Für eine kleine Ewigkeit sein Milchgebiss uns zeigt.
Bedenkt, dass hinter ihm ein Himmel ist,
den man nicht definieren kann.
Vielleicht kommt jetzt um diese Zeit ein Mensch dort oben an.
Und umgekehrt wird jetzt vielleicht
ein Träumer in die Welt gesetzt.
Und manche Mutter hat erfahren,
dass ihre Kinder nicht die besten waren.
Bedenkt auch, dass ihr Wasser habt und Brot,
dass Unglück auf der Straße droht,
für die, die weder Tisch noch Stühle haben
und mit der Not die Tugend auch begraben.
Bedenkt, dass mancher sich betrinkt,
weil ihm das Leben nicht gelingt,
dass mancher lacht, weil er nicht weinen kann.
Dem einen sieht man’s an, dem anderen nicht.
Bedenkt, wie schnell man oft ein Urteil spricht.
Und dass gefoltert wird, das sollt ihr auch
bedenken.
Gewiss ein heißes Eisen, ich wollte niemand kränken,
doch werden Bajonette jetzt gezählt und wenn eins
fehlt, es könnte einen Menschen retten,
der jetzt um diese Zeit in eurer Mitte sitzt,
von Gleichgesinnten noch geschützt.
Wenn ihr dies alles wollt bedenken,
dann will ich gern den Hut, den ich nicht habe,
schwenken.
Die Frage ist, die Frage ist,
sollen wir sie lieben, diese Welt?
Sollen wir sie lieben?
Ich möchte sagen, wir wollen es üben.
-
Hanns Dieter Hüsch
(2001),
Ein gütiges
Machtwort,
tvd, Düsseldorf,
1. Aufl, S.123 -