Eine Freundin
auf Facebook ließ sich jüngst von ebenfalls einer ihrer Freundinnen dort zu
einer 'Bücher-Challenge' herausfordern, eine Woche lang jeden Tag ("ohne
Ausnahmen, ohne Rezension, nur das Buchcover") eines ihrer meistgeliebten
Bücher vorzustellen und hat gleichzeitig diese Herausforderung an andere auf
ihrem Facebook-Kanal weitergegeben. Ich möchte nunmehr diesen Handschuh
aufnehmen.
Durch einen
Umzug im vergangenen Jahr ergab sich für mich die Notwendigkeit, meine eigene
Bibliothek durchzusehen und auszusortieren. Dies zeigte sich aber letztlich als eine
schöne Gelegenheit, lange Gelesenes und Geschätztes wieder in die Hand zu
nehmen und zum Teil auch neu zu lesen. Deshalb möchte ich die oben
genannte 'Herausforderung' hier auf meinem Blog, ergänzend zu dem Lesetipp auf
Facebook, etwas ausdehnen und einiges von meinen Lesefrüchten, von
dem Wiederentdecktem vorstellen und zwar etwas ausführlicher als nur mit Nennung
des Autors, des Titels und einem Coverbild.
Beginnen möchte
ich mit einem Buch von Walter Moers, Das Labyrinth der Träumenden Bücher.
Es ist der
Zählung von Wikipedia zufolge der sechste Band in der Reihe der
Zamonien-Romane. Dass ich nun diesen Roman als erstes vorstelle hat zunächst
einmal den Grund, dass dieser mir nach dem Umzug als erster wieder zur Hand
kam. Das Labyrinth der träumenden Bücher ist eigentlich die Fortsetzung des
vierten Bandes Die Stadt der Träumenden Bücher, was es meiner Meinung nach
aber nicht zwingend notwenig macht, letzteren als erstes zu lesen.
Hauptfigur und
Erzähler im Roman ist der zamonische Dichter Hildegunst von Mythenmetz. Während
er in der Stadt der träumenden Bücher von seinen Anfängen als angehender
Dichter erzählt, insbesondere von seinen Abenteuern in der Bücherstadt Buchhaim
und den darunter liegenden Katakomben setzt Das Labyrinth der träumenden
Bücher 200 Jahre später ein:
Umschlagtext:
Über zweihundert
Jahre ist es her, seit Buchhaim, die Stadt der träumenden Bücher, von einem
verheerenden Feuersturm zerstört worden ist. Der Augenzeuge dieser Katastrophe,
Hildegunst von Mythenmetz, ist inzwischen zum größten Schriftsteller Zamoniens avanciert
und erholt sich auf der Lindwurmfeste von seinem monumentalen Erfolg. Er
gefällt sich im täglichen Belobhudeltwerden, als ihn eine verstörende Botschaft
erreicht, die seinem Dasein endlich wieder einen Sinn gibt.
…..
Einst
Kam
der Schwarze Mann
Und
zündet´ Buchhaim an
Es
brannte lichterloh
Der
Schwarze Mann also
Dann
ging dahin die Zeit
Und
mit ihr alles Leid
Doch
eh man sich versah
War
Buchhaim wieder da
Buchhaimer
Kinderlied
Zeit meines
Lebens hatte ich immer eine Vorliebe für Romane, die ihrerseits Geschichten vom
Lesen, von Büchern und (geheimnisvollen) Bibliotheken erzählten.
Da wären vor
allen Dingen auch die Romane von Carlos Ruiz Zafón zu nennen. Unter anderen vor
allem seine Romane zum "Friedhof der vergessenen Bücher", zum
Beispiel Der Schatten des Windes oder Das Spiel des Engels.
aus dem Prolog des Labyrinths der Träumenden Bücher:
Eine
Überraschung
Hier geht die
Geschichte weiter. Sie erzählt, wie ich nach Buchhaim zurückkehrte und zum
zweiten Mal hinabstieg in die Katakomben der Bücherstadt. Sie handelt von alten
Freunden und neuen Feinden, von neuen Mitstreitern und alten Widersachern. Sie
handelt aber vor allem, so unglaublich es klingen mag, vom Schattenkönig.
Und sie handelt
von Büchern. Von Büchern der verschiedensten Art, von guten und schlechten,
lebenden und toten, träumenden und wachen, bei denen man nicht ahnt, was in
ihnen steckt. Bei deren Lektüre einen jederzeit eine Überraschung ereilen kann
- besonders dann, wenn man am wenigsten damit rechnet.
So, wie beim
Lesen dieses Buches, geneigter Leser, das du gerade in den Händen hältst. - Ich
muß dir nämlich leider mitteilen, dass dies ein vergiftetes Buch ist. Sein
Kontaktgift hat in dem Augenblick begonnen, durch deine Fingerkuppen
einzudringen, als du es aufgeschlagen hast. Winzige, mikroskopisch kleine
Partikel nur, für welche die Poren deiner Haut so groß wie Scheunentore sind,
die ungehinderten Einlass in deinen Blutkreislauf gewähren. Und nun sind diese
Todesboten bereits in deinen Arterien unterwegs, direkt zu deinem Herzen.
…..
Das Labyrinth
der Träumenden Bücher habe zwar, laut Wikipedia, 'im Allgemeinen negative
Kritiken erhalten' * , das sollte aber Fans von Walter Moers nicht beeindrucken
und die Lust am Lesen dieses Buches nicht schmälern. Wie schon der Heilige
Bonaventura wußte: 'Vieles nämlich wissen, aber nichts genießen, was nützt
das?' Immerhin erhielt Walter Moers 2011
den 'Lovely Books Leserpreis' für diesen Roman und außerdem sollte man
berufsmäßigen Buchkritikern selbst immer kritisch gegenüberstehen, wie zum
Beispiel Denis Scheck von der ARD, der oft Neuerscheinungen ziemlich einseitig
und selbstherrlich rezensiert.
Ein kleine
Pikanterie fiel mir bei der Relecture dieses Romans auf. Gleich am Anfang
seiner Erzählung warnt der Protagonist Hildegunst von Mythenmetz den Leser, er
halte ein vergiftetes Buch in den Händen, dessen Gift schon mit dem Aufschlagen
des Buches Wirkung zeige, ein Gift, das direkt zu seinem Herzen vordringe. Mir kam
der Gedanke, dass Lesen also durchaus als 'Gegengift', als Antidot, Wirkung
entfalten kann gegen aktuelle Virenangst, aktuelle Propaganda und deren
'Pusher', denn auch das dringt ja derzeit vielerorts in unsere Herzen ein und vergiftet die Seelen.
Also Leute, lest,
aber lest mit Bedacht.
hj
___________________________________________________________
*Man sollte
immer im Hinterkopf behalten, dass Wikipedia mittlerweile oft sehr
unzuverlässige und tendenziöse Informationen bietet.